Versteckte Unfallschäden an Gebrauchtwagen finden

Versteckte Unfallschäden: Wie du sie an Gebrauchtwagen finden kannst.

Heute ein etwas kürzerer Beitrag, dafür aber umso wichtiger. Es geht um eines meiner Lieblingsthemen versteckte Unfallschäden. Nein. Um "angeblich" unfallfreie Gebrauchtwagen. Man hört ja immer wieder mal davon, und das es so etwas geben soll. Gesehen haben es die wenigsten. Eigentlich müsste der Satz heißen: Der ein oder andere stand sicher schon davor. Bewusst entdeckt haben es die wenigsten. Ich werde dir heute zwei konkrete Beispiele zeigen, an denen du sehen kannst, dass es sich dabei nicht nur um ein Stammtischmärchen handelt.

Warum ich das heute schreibe? Mir ist erst kürzlich wieder einer vor die Flinte gekommen. Das hat mich ziemlich gewurmt, weil es so unfair und unnötig ist. Es ist jedes Mal sehr schade, wenn man jemandem sagen muss: „Sorry, aber dein Auto ist doch nicht unfallfrei.“

Aber der Reihe nach.

Zur Vorgeschichte.

Ich bekam einen Anruf wegen eines Unfallschadens. Dieses Mal war es ein BMW 320d (E46), Baujahr 2001 mit etwas über 200.000 km auf der Uhr. Nachdem ich den Schaden begutachtet hatte, unterhielt ich mich noch ein wenig mit dem Besitzer.

Er hatte das Auto erst vor Kurzem von einem Kollegen erworben. Umso verärgerter war er wegen des jetzigen Auffahrunfalls am Heck. Auf den ersten Blick ein schönes Auto, aber eben nur auf den ersten. Ich schaute mir das Auto näher an. Ich zeigte ihm zwei Roststellen, die Reifen hatten nur noch 4 mm. Der Kundendienst war demnächst fällig. Und auch sonst fand ich noch ein paar Sachen. Alles nicht soo optimal. Ich will dich aber nicht mit Details belasten.

Weiter im Text: Ich fragte ihn, ob er unfallfrei sei. Er: „Klar!“

Ich öffnete die Motorhaube und wurde ziemlich schnell fündig. Nein. Eigentlich tat mir mein Kunde leid. Ich dachte nur. „Na toll. Wieder einer.“ Gleich würde sein Bild von seinem unfallfreien Auto zerplatzen wie eine Seifenblase. Ich sah schon die Reste der Seifenblase (die ganz feinen Tropfen) durch die Luft segeln.

Ich sagte in meiner diplomatischsten Art: „Also, unfallfrei scheint mir der nicht zu sein.“ Ich zeigte ihm den überlackierten Aufkleber auf der Innenseite der Motorhaube. Der Lackschichtdickenmesser bestätigte es. Deutlich erhöhte Lackschichtdicke.

Lackierte Motorhaube

Hier etwas näher aufgenommen. Der Aufkleber schälte sich mit den Jahren ab.

Lackierte Motorhaube

Er hatte für das Auto 3.700€ bezahlt. Jetzt war er sich auch sicher, dass das zu viel war.

Ich riet ihm, den Kollegen mal vorsichtig zu fragen, ob er etwas von einer Reparatur in diesem Bereich wüsste. Er schaute mich mit diesem Gesicht an, das man macht, wenn man jemandem eine unangenehme Frage stellen muss. Das ist der Moment, wenn es im Bauch anfängt zu kribbeln.

Ich wünschte ihm viel Glück. Bis jetzt weiß ich noch nicht, was dabei rauskam.

Versteckte Unfallschäden die Zweite

Die zweite Geschichte ist zwar etwas länger her, dafür aber umso beeindruckender.

Im Grunde war es die gleiche Vorgeschichte wie bei dem BMW. Ich bekam einen Anruf wegen eines Unfallschadens. Dieses Mal war es ein Audi Cabrio. Ich schaute mir das Fahrzeug näher an. Angeblich unfallfrei. Die Seitenwand und der Verdeckkastendeckel machten mich stutzig. Ich holte meinen Lackschichtdickenmesser aus der Tasche und staunte nicht schlecht.

3,29 mm Schichtdicke.

Nicht schlecht, dachte ich mir. Werkslackierungen liegen in Bereichen zwischen 0,09 mm und 0,2 mm, je nach Hersteller und Baujahr.

Lackschichtdickenmesser

Der Besitzerin kamen die Tränen. „Mir wurde das Auto als unfallfrei verkauft“, sagte sie schluchzend. Ich riet ihr daraufhin, sich den Kaufvertrag noch einmal ganz genau anzuschauen. Eventuell hatte sie etwas übersehen. Sie war sich aber sicher. „Nein, es hieß damals beim Händler: Unfallfrei.“ „Händler?“, fragte ich. „Ja, bei einem ****-Händler in *** habe ich das Auto gekauft“, sagte sie. Ich x-se den Namen bewusst aus. Sicher ist sicher ;-)

Ich untersuchte das Auto näher. Am Ende stellte sich heraus, dass das Fahrzeug einen ausgewachsenen Heck-Seitenschaden erfahren hatte. Leider war der überhaupt nicht sach-und fachgerecht repariert worden. Um ehrlich zu sein, wurde da ziemlich gepfuscht. Das zeigt allein schon die um Welten zu hohe Lackschichtdicke. Der Gipfel war allerdings, als ich in die Knie ging. Ich öffnete die Tankklappe und sah dort schon typische Spuren. Der Abschuss war aber, als ich sogar noch Reste von überlackiertem Klebeband in der Tankmulde fand. Deutlicher geht es nicht.

Abklebekanten

 

Spuren eines reparierten Unfallschaden

Meine Kundin war stinksauer. Wer soll es ihr übelnehmen? So etwas geht gar nicht. Schon gar nicht vom Markenhändler mit „Gebrauchtwagensiegel“.

Wie kannst du solche versteckten Unfallschäden finden?

Schau sehr genau hin. Jeder Lackierer hinterlässt seine Spuren am Fahrzeug. Zwei habe ich dir in diesem Beitrag gezeigt. In „Autokauf mit Grips“ gehe ich - neben vielen anderen Themen - näher darauf ein, wie du versteckte Unfallschäden finden kannst.

Vertrauen ist gut. Kontrolle ist in dem Fall immer besser. Es spart bares Geld. Beim Autokauf/-verkauf ist sich bekanntlich jeder selbst der Nächste.

Deshalb. Nochmal: Vertraue nicht auf solche Aussagen. "Der ist unfallfrei." Tust du es doch, bezahlst du immer zu viel für deinen nächsten Gebrauchtwagen.

Die zwei Beispiele haben anschaulich gezeigt, dass versteckte Unfallschäden keine Mythen sind.

Ich wünsche dir für deinen nächsten Gebrauchtwagenkauf mehr Erfolg als den beiden Pechvögeln hier.

Meine Philosophie

Immer den Status Quo in Frage stellen. Ich glaube anders zu denken ist der richtige Weg. Die geradlinige Art und Weise mit der ich das mache, hilft dir den besten und einfachsten Weg durch den Dschungel der vielen Autofragen zu finden. Das tue ich aus tiefster Überzeugung.

Mein Ziel

Die (Auto)-Welt für dich einfacher zu machen. Kompliziert wirkende Sachverhalte, individuell, leicht verständlich und simpel zu verpacken. Und zwar so einfach wie nur irgendwie möglich. Seien es Fragen zu gebrauchten Autos, Unfällen, oder deinem Oldtimer.

Wie kann ich dir helfen?
Herzlichst,

Michael

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